DGB-Ausbildungsreport 2024 - Moderne Ausbildung & Teilzeit-Ausbildung
Pressemitteilung24. Juli 2024
Artikel lesen
Franzi2020, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Bildung sichert Zukunft – wir stärken deine Chancen in Ausbildung, Weiterbildung und Beruf.
Fachkräfte fallen nicht vom Himmel, sondern müssen gut ausgebildet werden. Für den DGB und die DGB-Jugend Hamburg hat die duale Berufsausbildung in unserer Stadt eine hohe Bedeutung. Denn eine qualitativ hochwertige betriebliche Ausbildung ist die wichtigste Grundlage junger Menschen für einen guten Start in das Berufsleben sowie den weiteren Verlauf des Erwerbslebens.
Die Hamburger Wirtschaft meldet einen erhöhten Fachkräftebedarf
und kann auf gut ausgebildete Jugendliche heute wie in Zukunft nicht verzichten. Gleichzeitig weist Hamburg seit Jahren eine rückläufige
Ausbildungsbeteiligung der Betriebe auf, die Zahl der Ausbildungsplätze sinkt und Hamburg bleibt bei der Ausbildungsbetriebsquote
Schlusslicht der westdeutschen Bundesländer.
Für uns bedeutet das: Der Staat muss dort gute Rahmenbedingungen schaffen, wo der Markt versagt. Deswegen fordern wir einen umlagefinanzierten Ausbildungsfonds.
Obwohl der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt seit Langem bekannt sind, klagen viele Unternehmen und Behörden, dass sie offene Ausbildungs- und Arbeitsstellen nicht besetzen können. Die Zahl der ausbildenden Betriebe nimmt kontinuierlich ab. Hamburg ist Schlusslicht der westdeutschen Bundesländer.
Wenn mehr junge Menschen ihre Perspektive in einer betrieblichen Ausbildung in Hamburg sehen sollen, brauchen wir eine deutlich attraktivere Ausbildung in unserer Stadt.
Wenn Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können, liegt das auch an unattraktiven Ausbildungsbedingungen. Der DGB-Ausbildungsreport hat 2024 diverse Missstände aufgezeigt:
Fast 15 Prozent der Auszubildenden müssen immer oder häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben. Bei nur einem Drittel ist das nie der Fall. Mehr als ein Drittel der Befragten (34,7 Prozent) muss regelmäßig Überstunden machen – ein Verstoß gegen das Berufsbildungsgesetz. Mehr als jede*r Vierte (26,7 Prozent) bewertet die Vorbereitung auf die Digitalisierung durch den Betrieb nur mit „ausreichend“ oder sogar „mangelhaft“. Außerdem leiden die jungen Menschen unter den unsicheren Übernahmeperspektiven. Selbst im dritten Ausbildungsjahr hatten fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) der befragten Auszubildenden keine Information darüber, ob sie in ihrem Betrieb weiterbeschäftigt werden.
Ohne mehr und gute Ausbildung wird der Fachkräftemangel nicht zu beheben sein. Der DGB fordert deshalb: Attraktive Ausbildungsbedingungen auf tarifvertraglicher Basis und gelebte Mitbestimmung im Betrieb müssen zusätzliches Ziel sein.
Ausbildende Betriebe sichern das Fachkräfteangebot und bieten jungen Menschen eine Perspektive. Sie tragen das Risiko, dass ihnen die ausgebildeten Fachkräfte abgeworben werden. Eine Ausbildungsumlage senkt das finanzielle Risiko für den einzelnen Betrieb und sorgt dafür, dass sich nicht-ausbildende Betriebe nicht aus der Verantwortung ziehen. Eine Ausbildungsumlage steigert die Ausbildungskapazität und sorgt mit der besseren Finanzierung für eine höhere Ausbildungsqualität. Weniger Ausbilder*innen bedeuten auch für die Zukunft weniger Prüfer*innen. Dieser Kreislauf muss durchbrochen werden. Der DGB fordert die zukünftige Landesregierung auf, eine allgemeine gesetzliche Ausbildungsumlage nach Bremischen Beispiel für Hamburg einzuführen.
In der akademischen Ausbildung gibt es seit mehr als 100 Jahren die Förderung der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Belange der Studierenden. Diese muss auch auf die betriebliche Ausbildung übertragen werden. Der DGB fordert, Azubiwohnheime auszubauen und auch für Blockschüler*innen temporäre Wohnangebote bereitzustellen. Die Mieten in den Azubiwohnheimen brauchen eine Obergrenze und dürfen höchstens 25 Prozent der durchschnittlichen Ausbildungsvergütung betragen.
Der Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen kommt in den kommenden Jahren eine besondere Bedeutung zu. Praxiserfahrungen durch mehr Praktika in Ausbildungsbetrieben, Daten zu Ausbildungsvergütungen, Kenntnisse über Ausbildungsrechte, Mitbestimmung in Jugend- und Auszubildendenvertretungen müssen Bestandteil einer zukunftsorientierten Berufsorientierung werden. Ein zusätzlicher Schwerpunkt sollte hierbei die Gewinnung von jungen Frauen für technische Berufe bilden.
Die Hochschulen tragen durch ihre Ausbildungs-, Innovations- und Wirtschaftskraft zur Entwicklung des Landes bei. Die Gewerkschaften fordern von der künftigen Landesregierung, die Situation für Beschäftige und Studierende an den Hochschulen zu verbessern. Um eine zugängliche und erfolgreiche Lehre sicherzustellen, gilt es die Hamburger Hochschulen auskömmlich zu finanzieren, den Mittelbau zu stärken und Entfristungen voranzutreiben.
Auch an den Hochschulen sollte Tarifflucht durch Outsourcing untersagt sein. Dafür braucht es ein klares Bekenntnis zu Tarifbindung und Tariftreue im Hamburgischen Hochschulgesetz, das auch für mit Hochschulen kooperierende Einrichtungen gilt. Hochschulen sollten allen Personalgruppen den Zugang zu Mitbestimmung und guten Arbeitsbedingungen ermöglichen, hierfür bedarf es eines Tarifvertrags für alle Arbeitsstellen an den Hochschulen.
Dies gilt auch für die studentischen Beschäftigten. Deren Tarifierung (TV Stud) muss auf den Weg gebracht werden. Es braucht Mindestvertragslaufzeiten von 24 Monaten für studentische Beschäftigte, so wie dies in Berlin bereits der Fall ist und Befristungen nur mit Sachgrund. Nur so haben studentische Beschäftigte die notwendige Sicherheit in ihrem Job.
Sie haben Fragen oder Anregungen? Sie möchten wegen eines persönlichen Anliegens mit uns in Kontakt treten?
hamburg@dgb.de
Telefon: 040 - 60 77 66 115
24. Juli 2024
Artikel lesen18. Juli 2024
Artikel lesen14. März 2024
Artikel lesen11. Mai 2022
Artikel lesen